*Farben und Formenvielfalt*

Ein trüber Sonntagnachmittag wird überraschend bunt! Heute konnten einige Entdeckungen gemacht werden. Schaut euch zum Beispiel oben diese mintfarbenen Trompeten im Moosdschungel an. Cladonia fimbriata, zu deutsch Trompetenflechte, wächst völlig unbeeindruckt am Wegrand. Wie oft bin ich daran wohl schon vorbei gelaufen?
In strahlendem Gelb präsentierte sich mir die Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina), in Kombination mit einer hell-petrolfarbenen Flechte und Wuschelmoos. Schwarze gallertartige Pilze, vielleicht eine Art Drüsling machen sich auch gut dazu.
Wie die Gewöhnliche Gelbflechte bildet Evernia prunastri (Eichenmoos) sogenannte Apothecien, das sind die runden becherartigen Gebilde, die an manchen Stellen auf der Flechte zu sehen sind. Beim Eichenmoos sind sie innen blau-braun und heben sich dadurch noch stärker vom einfarbigen Hintergrund ab. Hier bitteschön:

„Richtige“ Pilze gab es auch zu sehen. Flechten sind als Photobionten Pilze und Algen in Lebensgemeinschaft, die ebenfalls Ansprüche an ihre Habitate stellen. Ihr seht Trameten, einmal pur und mittig/rechts mutmaßlich von einem Moos oder einer Flechte befallen und dadurch grün beflockt.
Mit dem Harzigen Sägeblättling (Neolentinus adhaerens) sehen wir einen auf Nadelholz ganzjährig vorkommenden Baumpilz. Essbar ist er leider nicht.
Anders bei den Wildkräutern. Durch die milde Witterung wachsen auf den Wiesen und Feldern schon die ersten grünen Triebe. Bild zwei und drei zeigen euch den Stink-Storchschnabel (Geranium robertianum), der leider ebenfalls nicht essbar ist. Er riecht unverkennbar und unbeschreiblich, stinkend ist er für mich aber nicht. Den Geruch mag ich und zerreibe gerne ein Blatt zwischen den Fingern.
Ein essbares Kraut ist die Knoblauchsrauke, Alliaria petiolata (Bild 1). Im Vergleich zum Bärlauch, der im Frühling die Nummer eins in der Küche ist, hat sie ein dezentes Aroma. Zwar höre ich immer wieder, Bärlauchgeruch hält sich nicht so lange wie der von Knoblauch, aber seid gewarnt: es stimmt nicht.
Knoblauchsrauke dagegen lässt sich super im Kräuterquark, Salat und Pesto verwenden, ohne uns langanhaltend mit Knoblauchdünsten einzunebeln. Ein weiterer Pluspunkt ist sicher die leichte Erkennbarkeit. Ihre Blätter riechen beim Zerreiben so, wie es uns der Name erwarten lässt. Sie sind in ihrer rundlichen Form und Größe leicht kenntlich.
Wer Bärlauch sammeln möchte, muss als Anfänger erst mal die Schreckensmeldungen über tote Sammler, die leider Maiglöckchenblätter gegessen haben, verkraften. Dann liest man noch vom Aaronstab. Ach, sammelt doch erst mal Knoblauchsrauke, kann ich nur empfehlen!
Die nächsten Schätze sind mir auf dem Rückweg begegnet, als ich schon an Zuhause dachte. Es war ungemütlich im Wald, kalt und windig. Auf der Suche nach Becherlingen wollte ich nur einen ganz kleinen Abstecher in eine Holzgasse machen. Dort konnte ich im Herbst 2019 sehr schöne Orangebecherlinge (Aleuria aurantia) anschauen. Diesmal hat meine Wildschweinangst gesiegt. Nicht nur, dass es Schritt für Schritt dunkler wurde, die Jäger haben auch noch Maiskörner auf den Weg geworfen – nichts wie weg!
Gelohnt hat sich der Umweg trotzdem. Eine gelbgrüne und eine gelborangefarbige Eichengalle lagen da, wie eine Einladung zum Murmelspielen. Kleiner und spitz zulaufend sind Buchengallen, wie auf dem ersten Bild. Sie dienen der Buchengallmücke (Mikiola fagi) als Brutstätte, während die „Murmeln“ den Nachkommen der Gemeinen Eichengallwespe (Cynips quercusfolii) Nahrung und Unterschlupf bieten.
Erst beim Fotografieren wurde ich auf die gut getarnten Korallen aufmerksam, die schön anzuschauen aber durch den fortgeschrittenen Alterungsprozess nicht mehr gut bestimmbar waren.
Meint ihr, ich habe ihn doch noch gefunden, den Gemeinen Orangebecherling? Aber nein – es ist der Scharlachrote Kelchbecherling (Sarcoscypha coccinea). Am Waldrand in Sichtweite zur Haustüre.
*Ein Fest – nicht nur für Waldgeister*